Adelheid Rumetshofer: Abstraktion mit pulsierender Präsenz
Die Bilder von Adelheid Rumetshofer verblüffen schon beim ersten Anblick mit ihrer pulsierenden Präsenz in absoluter Abstraktion. Die Reduktion auf eine Farbe in kontinuierlich verlaufenden Schattierungen von einer Intensität in die andere und eine dadurch erzeugte Unschärfe lassen den Blick permanent im Bild nach Halt suchen, den er jedoch nicht findet. Die Farbfläche beginnt zu schweben und in der Wahrnehmung zwischen Oberfläche und Tiefe zu springen. Keine gegenständliche Darstellung, kein Pinselstrich oder Verweis auf den Entstehungsprozess lenkt von dieser Konzentration auf die Farbe und ihre Raumwirkung ab. Als Person möchte die Künstlerin explizit keine Spur hinterlassen.
In Malerei an der Kunstuniversität in Linz ausgebildet, orientierte sich die 1976 in Freistadt/OÖ geborene Rumetshofer zunächst an den Künstlern der klassischen Moderne. Das theoretisch Gelernte in Farbauftrag und Perspektive eigente sie sich in der eigenen, manchmal auch experimentellen Umsetzung vor allem in Stillleben und Landschaftsmalerei vorort an. Die Initialzündung für ihr ganz persönliches Bildkonzept war der Blick ins ruhende Gewässer und die Erkenntnis: Die verschiedenen Schichten und die Tiefe des Wassers mit seinen Spiegelungen lässt sich auch bei höchster Konzentration nicht mit einem Blick gleichzeitig erfassen. Immer bleiben es mehrere Raumebenen. Genau dieser Eindruck ist es, dem Rumetshofer seither nachspürt und überlässt dabei wenig dem Zufall: Wie das fertige Bild aussehen soll, steht schon zu Beginn des Malprozesses fest, der erst endet, wen Vorstellung und Realität ineinander fallen.
Kam zunächst ausschließlich Blau als Farbe zum Einsatz, als kontemplatives Element, das die Raumillusion unterstreicht, sind es nun auch Braun-, Rot- und Violett-Töne. Allerdings niemals die reine Farbe, sonder immer in Mischungen mit Nuancen und Varianten, intuitiv ausgewählt aus dem persönlichen Farbarchiv, das sie aus unterschiedlichen Quellen bestückt. So entstehen farbverwandte Bildserien, „in denen“ so Rumetshofer „jeweils ein Farbton durchdekliniert wird.“ Die Ölfarbe wird in mehreren Schichten und mit höchster Präzision auf die Leinwand aufgetragen, jede Schicht in einem durchgängigen Prozess, um keine Spuren des gemalten Verlaufs zu hinterlassen, durchdringen sich helle und dunkle Farbtöne. Die Urheberschaft ist durch die prägnante künstlerische Handschrift von Adelheid Rumetshofer klar erkennbar, der Schaffensprozess und die persönlichen Spuren sind ausgelöscht.
Verena Kienast, vernissage – das magazin für aktuelles ausstellungsgeschehen, Mai/Juni 2024